Erich Wanner kennt die Kunstturnwelt wie kein anderer Schaffhauser. Der heute 53-Jährige war während 18 Jahren als Wettkampfturner im nationalen und internationalen Geschäft. 1996 startete er an den Olympischen Spielen in Atlanta, Europameisterschafts- und Weltmeisterschaftsteilnahmen gehören ebenfalls zu seinem Palmarès. Nachdem er 1997 seinen Rücktritt als aktiver Sportler gegeben hatte, blieb er dem Turnsport aber treu. Noch heute steht er dreimal in der Woche als Trainer im regiona­len Kunstturnzentrum Schaffhausen in Herblingen und coacht Junioren. Sein zweites grosses Engagement daneben ist das Kampfrichtern. Und dabei erlebt er heuer eine Premiere.

Erich Wanner ist aktuell einer von nur zwei Schweizer Kampfrichtern, die die Kunstturnerinnen und Kunstturner an den Europameisterschaften in München bewerten. Die SN hatten nach einem langen Wettkampftag mit Beginn um 10 und Ende um 20 Uhr kurz Gelegenheit, mit Erich Wanner zu sprechen. «Es ist ein wenig Zufall dabei, dass ich hier bin», sagt er. Der nationale Verband habe ihn angefragt und da dachte er sich, diese Chance komme wohl nie wieder. «Es ist eine grosse Ehre.»

Nach all den Jahren als Kampfrichter auf nationaler Stufe, aber mit inter­nationaler Berechtigung, bringt Erich Wanner ausreichend Erfahrung mit, um auf der ganz grossen Bühne Noten zu geben. Und das muss er an allen Geräten können. «Wir bekommen jeweils am Wettkampftag ein Gerät zugelost», sagt er. Im Vorfeld weiss man also nicht, ob man das Reck, den Barren oder den Sprung bewerten wird. Sonst sind die Abläufe aber die ihm bekannten. «Die Atmosphäre ist aber eine ganz andere», sagt Wanner. «Die Halle ist riesig, und es sind die Besten der Besten hier.»

Dazu gehören auch Schweizer Turner. «Ja, wir fiebern zum Teil schon mit», sagt der Schaffhauser. Aber nur am Rande, denn während des Wettkampfs bleibe keine Zeit, um sich gross über andere Geräte zu informieren. «Es geht alles sehr schnell, die Pausen sind kurz.» Spass mache es dennoch riesig. «Ich würde es nochmals machen.»

Am heutigen Samstag steht Wanner beim Team-Final im Einsatz, für den sich auch das Schweizer Männerteam qualifiziert hat. Am Sonntag steht dann bereits der letzte Wettkampftag an, und am Montag geht es mit dem Zug zurück nach Schaffhausen. Bereits am Dienstag holt ihn der Arbeitsalltag wieder ein. In Erinnerung bleibt die Episode auf internationaler Bühne aber für immer.

von Dario Muffler, Schaffhauser Nachrichten

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