Bereits zum 34. Mal organisiert der Verein Kunstturnen Schaffhausen den Schaffhauser Jugendcup in der Turnhalle Dreispitz in Herblingen. Für Ueli Strub, den neuen Schaffhauser Cheftrainer, ist der Wettkampf etwas Besonderes, weil er als kleiner Turner selber dort gestartet ist.

Das Leben schreibt meistens die spannendsten Geschichten. Das kann man auch über den Werdegang von Ueli Strub, seit Januar neuer Cheftrainer bei Kutu SH, festhalten. Denn Strub erlebte eine Karriere mit Brüchen, doch immer war das Turnen der grosse Halt und führte den Toggenburger hinaus in die Welt und später wieder zurück zu seinen Wurzeln, wo er nun in Schaffhausen eine Aufgabe mit besten Zukunftsperspektiven übernommen hat.

Mit zwölf von zu Hause weg

Gestartet hat der in Lichtensteig im Toggenburg aufgewachsene Ueli seinen sportlichen Weg im Turnzentrum Fürstenland. Seine Mutter hat den Bewegungsdrang und sein Flair fürs Turnen früh erkannt. Schon mit zwölf Jahren siedelte das Turntalent nach Bubendorf in eine Gastfamilie um, wo es mit NKL Liestal viel vom ehemaligen DDR-Bundestrainer Dieter Hofmann lernen konnte. Erfolge liessen nicht lange auf sich warten. So wurde Ueli Strub im Jahr 2000 Schweizer Meister in der Nachwuchskategorie Programm 4. 2002 wurde der Angehörige des Schweizer Juniorenkaders an seinem Lieblingsgerät, dem Pferdpauschen, ebenfalls nationaler Titelträger. Im Alter von 17 Jahren kehrte er wieder ins Elternhaus zurück. Verletzungen hatten Strub zu schaffen gemacht. Darum entschied er sich zunächst für einen bürgerlichen Beruf und absolvierte eine KV-Lehre bei der Gemeinde. Der Kontakt zum Turnsport war zwar nicht mehr so intensiv wie vorher, riss aber nie ab. Nach dem Militär stieg er ins Trainerbusiness ein. Im Hauptberuf war er zu der Zeit in der Immobilienbranche tätig, der Abstand zum Sport wuchs. «Irgendwie war das ein Tiefpunkt in meinem Leben», beurteilt Strub diese Lebensphase heute rückblickend.
Die grosse Wende kam, als er mit den Amateuren des TC Fürstenland ein Trainingslager in Berlin absolvierte. Dort wurde ein Trainer des Olympiastützpunkts Berlin auf den Schweizer aufmerksam und fragte an, ob er sich vorstellen könnte, als Trainer einzusteigen. Nach zweiwöchiger Bedenkzeit sagte Strub zu und absolvierte ein Praktikum dort. Er überzeugte die Stützpunkt-Trainer und erhielt eine Anstellung. Bis 2018 blieb Strub in der deutschen Hauptstadt, als sich ihm eine neue Herausforderung bot.

Ausbildung und neue Ideen

Beim Schaffhauser Kunstturnzentrum Dreispitz, das Strub aus seiner Aktivenzeit in der Schweiz bestens kannte, ging nach fünf Jahren Cheftrainer Zbinjek Zahlava. In Strub kamen frühe Erinnerungen auf. «Hier hatte ich meinen ersten Wettkampf als fünfjähriger Turner absolviert.» Ein Wiedersehen der speziellen Art. «Es passte auf Anhieb alles», erzählt Strub. «Eine perfekte Infrastruktur und ein familiär geführter Verein mit viel Potenzial», genau so etwas hatte sich Ueli Strub für seinen nächsten Karriereschritt gewünscht. Durch seine grosse Erfahrung im Turnsport und als Trainer sieht er sich als Teil eines Projektes mit zwei Schwerpunkten: Erstens die vorhandenen Turner auszubilden und an die nationale Spitze zu führen und zweitens neue Ideen zu entwickeln.
«Dazu gehört beispielsweise, das Bewegungsprogramm für die Kleinsten auszubauen. Dafür haben wir hier eine super Basis», erklärt der Cheftrainer, dem es auch wichtig ist, ehemalige Spitzenturner in das Trainerteam zu integrieren. Auch das ist im Dreispitz gegeben. So sind die frühe-
ren turnerischen Aushängeschilder Erich Wanner, Martin Fuchs oder Roger Wangler bei Kutu SH im Einsatz, um den jungen Talenten ihre Erfahrungen weiterzugeben. «An mir selber habe ich gesehen, dass Turnen eine Lebensschule ist. Man lernt mit Erfolgen und Enttäuschungen umzugehen und kann das alles auch ins Privat- und Berufsleben mitnehmen», sieht er einen übergeordneten Sinn in seiner Arbeit. Darum ist es Strub auch wichtig, dass er in den Trainingsalltag den Spass und die Freude bei den Turnern einbaut und eine Balance aus Spannung und Entspannung schafft. «Mir ist wichtig, dass die Turner im Rückblick sagen: Ich hatte eine schöne Zeit.» Unabhängig davon, ob sie Spitzenturner werden oder im Breitensport landen.

34. Schaffhauser Jugendcup

Der Traditionsanlass wird bereits zum 34. Mal organisiert und findet am Samstag und Sonntag statt. Am ersten Tag turnen die Leistungskategorien Programm 1 bis 3. Am Sonntag sind die jüngsten Turner (Einführungsprogramm) am Start. Diese Kategorie wird als (inoffizielle) Schweizer Meisterschaft gewertet. Die Sieger erhalten Pokale und Medaillen. Der Jugendcup selber zählt zum Ostschweizer Cup, der aus fünf Wettkämpfen besteht.
Ueli Strub weiss, dass seine Arbeit Geduld voraussetzt. Um Sportler ans nationale Niveau heranzuführen, dauert es einige Jahre. «Ich bin aber bereit, diesen Weg zu gehen, weil man am Ende viel bewegen kann und sich die harte Arbeit auf jeden Fall auszahlt», so Strub.

Die Schaffhauser Teilnehmer

Einführungsprogramm: Noah Geier, Livio Cocimano, Anton Droganov, Eliah Geier, Daniel Bangert, Loris Wäckerlin, André Kronenberg, Tobias Wäckerlin, Niklas Sieber, Adrian Joder
Programm 1: Edis Senyürek, Luca Volger, Mika Straub, Felix Stuber, Kevin Avson, Matteo und Enrico Poroli
Programm 2: Jonas Räpple, Lucas Jonesco
Programm 3: Leon Montanile, Maximilian Glaeser

Daniel F. Koch, Schaffhauser Nachrichten

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